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21. Juni 2024

Wir PTA sind kein billiger Ersatz!

Vergangenen Woche hat Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach wie gewohnt über die Presse den Referentenentwurf für ein „Gesetz für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform“ lanciert. Der 49-seitige Referentenentwurf lässt mich als Bundesvorsitzende des BVpta mehr als perplex zurück.

Er macht mir deutlich, welches Bild der Bundesgesundheitsminister von uns PTA hat. Im Ergebnis dienen wir PTA lediglich als billige Ersatzkräfte, um die Versorgung der Bevölkerung wie auch immer sicher zu stellen. So nicht. Herr Minister! Nicht mit uns!

Wenn im Referentenentwurf steht: „Bei einem angenommenen monatlichen Bruttomonatsgehalt für eine Apothekerin oder einen Apotheker in Höhe von 4.200 Euro und für eine pharmazeutisch-technische Assistentin oder einen pharmazeutisch-technischen Assistenten in Höhe von 2.900 Euro könnten sich für eine Apotheke Gehaltseinsparungen von etwa 1.300 Euro monatlich ergeben. Wenn beispielsweise die Hälfte der Apotheken entsprechende Reduzierungen vornehmen würden, könnten ungefähr 11,4 Millionen Euro eingespart werden.“, dann heißt das nichts anderes, als dass der Minister davon ausgeht, dass wir PTA noch mehr Aufgaben, noch mehr Verantwortung und noch mehr Bürokratie zum gleichen Gehalt erledigen sollen. Damit reduziert der Minister unsere Arbeit und unsere Qualifikation auf „Gehaltseinsparungen von etwa 1.300 € monatlich“.

Schlimmer noch: Diese Arbeitsverdichtung kann nur erbracht werden, wenn wir über ein aktuelles Fortbildungszertifikat verfügen. Aber: Auch das fällt nicht vom Himmel, sondern muss erarbeitet werden. Auch das zum Nulltarif?

Ja, wir stehen für einen starken PTA-Beruf. Ja, wir wollen und können auch mehr Verantwortung übernehmen und auch vertreten. Stundenweise. Aber eine Apotheke leiten, mit Ausnahme einer wöchentlich 8-stündigen Anwesenheit eines Apothekers, einer Apothekerin, steht für uns nicht zur Diskussion. Dies haben wir gegenüber dem Minister auch in einem Schreiben deutlich gemacht und ein Gesprächsangebot unterbreitet, um genau diese Punkte mit ihm zu erörtern. Leider haben wir nie eine Antwort auf unser Schreiben erhalten. Ansonsten hätte der Minister gewusst, dass so, wie der PTA-Beruf zukünftig laut Referentenentwurf ausgestaltet werden soll, nicht unsere Unterstützung finden kann.

Auch frage ich mich, ob das Ministerium im Vorfeld zum Referentenentwurf jemals eine PTA gefragt hat, ob er/sie dies überhaupt möchte. Manch ein/*e PTA hat vielleicht bewusst einen Assistenzberuf gewählt und möchte diese Art der Verantwortung gar nicht tragen. Wir stehen für mehr Kompetenz der PTA. Die größte Gruppe der Apothekenmitarbeiter:innen bilden jetzt schon die PTA. Schon jetzt sind vorranging PTA im HV zu finden. Beratung und Medikamentenabgabe geschehen auch jetzt schon hauptsächlich durch PTA. Aber arbeiten in einer „Apotheke light“ ohne Rezepturherstellung, ohne Abgabe von Betäubungsmitteln, ohne Laboranalytik lehnen wir ab. Damit degradiert uns der Minister zu besseren Verkäufer:innen, bzw. Verkäufern.

Bereits an dieser Stelle wird klar, dass der Referentenentwurf seinem eigentlichen Ziel auch nicht nur ansatzweise gerecht wird. Und dann haben wir noch nicht die Frage angesprochen, wo die jetzt zusätzlich benötigten PTA überhaupt in der Masse herkommen sollen. Apotheker*in ist ein Mangelberuf, PTA ist ein absoluter Mangelberuf.

Wir sind sehr gut qualifiziert, wir übernehmen in den Apotheken viele Patienten-Kontakte, wir fertigen einen Großteil der Rezepturen an. Gerne übernehmen wir mehr Verantwortung, auch eine stundenweise Vertretung können wir uns vorstellen. Aber wir sind keine Apotheker:innen und wir lassen uns nicht gegen unsere approbierten Kolleginnen und Kollegen ausspielen. Für „Apotheke light“ und „Filialleitung light“ stehen wir nicht zur Verfügung!

Das machen wir SO nicht mit! Stundenweise Vertretung ja, Leitung einer Apotheke nein!

Hier findest du unsere Stellungnahme zum Referentenentwurf.

Anja Zierath
Bundesvorsitzende BVpta

 

 

(Bild: © TeacherPhoto – stock.adobe.com)