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Internationaler Tag der Inkontinenz

Ein Artikel von Angelika Gregor

Am Internationalen Tag der Inkontinenz steht alles rund um das Thema Inkontinenz im Fokus der Öffentlichkeit. Dieser wichtige Tag soll auf ein Krankheitsbild aufmerksam machen, das üblicherweise weitestgehend aus der Öffentlichkeit herausgehalten wird, weil es zu den sogenannten Tabuerkrankungen gehört.

Unter Inkontinenz versteht man die Unfähigkeit, Urin oder seltener Stuhl nicht mehr kontrolliert zurückhalten zu können. Man spricht dann von Harn- bzw. Stuhlinkontinenz. In Deutschland sind ca. 10% der Gesamtbevölkerung betroffen, Frauen häufiger als Männer. Allerdings wird eine sehr hohe Dunkelziffer vermutet, da viele Betroffene nicht zum Arzt gehen.

Inkontinenz ist meist mit einem tiefen Einschnitt in die Lebensqualität verbunden. Scham und Unsicherheit sind Alltagsbegleiter, die Betroffene in die soziale Isolation bringen können. Die meisten wagen aus Angst kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Dabei ist es gerade hier sehr wichtig, sich einem Arzt anzuvertrauen, weil sich bei fachgerechter Behandlung die Erkrankung bessern kann.

Grund für die Harninkontinenz ist die fehlende Fähigkeit, den Urin in der Harnblase zu halten. Dabei kommt es immer wieder zu unkontrollierten Urinverlusten. Dass Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer liegt am unterschiedlichen Aufbau des Beckens. Der weibliche Beckenboden hat mehr Durchgänge, ist dehnbarer als der männliche und kann durch Schwangerschaften und Geburten zusätzlich geschwächt werden. Meist ist das fein abgestimmte System aus Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur gestört. Der Grund können auch Fehler in der Signalübertragung der Nervenzellen sein.

Das Krankheitsbild äußert sich in verschiedenen Erscheinungsformen und Schweregraden.

 

Stuhlinkontinenz, auch Darminkontinenz genannt, ist die Unfähigkeit, den Stuhlgang oder die Winde willkürlich zurückzuhalten. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen, kommt aber häufiger bei älteren Menschen vor.

 

Zunächst müssen die Ursachen für eine Inkontinenz geklärt werden, damit die Behandlung auf das jeweilige Krankheitsbild abgestimmt werden kann.

Harnsteine, Tumore, Verletzungen, neurologische Erkrankungen usw. können Ursache für das Leiden sein.

Bei den Untersuchungen steht eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Gynäkologische, urologische, urodynamische, proktologische Untersuchungen kommen genauso in Betracht wie Spiegelungen.

Je nach Befund kann eine Behandlung eingeleitet werden.  Beckenbodentraining, Elektrotherapie, Schrittmacher, Medikamente und Operationen sind Optionen, die die Erkrankung heilen, oder die Lebensqualität verbessern helfen.

Auch die Betroffenen selbst können in Eigeninitiative etwas tun, um ihre Situation zu verbessern. Dazu gehört, dass man „richtig“ trinken lernt. Aus Angst schränken Betroffene häufig die Trinkmenge ein, was das Leiden verschlimmern kann, da der Durchspülungseffekt der ableitenden Harnwege nicht mehr wirkt.

Angemessene Anwendung des erlernten Beckenbodentrainings (gilt für Frauen UND Männer) ist ebenso wichtig wie das Training, die Blase im angemessenen Rhythmus zu entleeren.

Gewichtsreduktion, Körperpflege, Ernährungsumstellung und Entspannungstechniken können auch zuhause durchgeführt werden. Das gibt Sicherheit, die Kontrolle über den Körper behalten zu können und reduziert das lähmende Gefühl des Ausgeliefertseins.

Nicht zuletzt ist die Apotheke ein wichtiger Partner von Inkontinenzpatienten und Pflegediensten. Beratung rund um Inkontinenzprodukte und geeignete Hilfsmittel ist ein selbstverständlicher Teil der Arbeit von Apothekenmitarbeitern.